Der Frühling ist da! Na ja, nicht kalendarisch und auch noch nicht meteorologisch, aber immerhin bei derzeit zweistelligen Temperaturen gefühlt. Da will die Autoindustrie nicht hinterherstehen und sagt sich: Wir hauen einfach mal raus, was wir so in den Werkshallen und auf den riesigen Parkplätzen davor so stehen haben. Zum absoluten Sonderpreis versteht sich, wir müssen verrückt sein.
Denn wenn in dieser unruhigen Welt auf eines Verlass ist, dann auf die gute, alte Marktwirtschaft und deren allzu menschlichen Gesetze. Wir erinnern uns kurz an VWL-Unterricht: Wenig Angebot + gute Nachfrage = hohe Preise. Das hatten wir vor einiger Zeit noch und da hatte die Industrie sehr gut verdient. Jetzt heißt die Gleichung: Hohes Angebot + wenig Nachfrage = sinkende Preise. Willkommen in der Gegenwart.
Echt blöd, die Menschen wollen partout keine Elektroautos kaufen, obwohl die Preise sogar günstiger sind als im letzten Jahr, selbst inklusive der damaligen staatlichen Prämie. Aber so sind wir nun mal: Wenn der Staat nix dazugibt, kann das Angebot auch nicht attraktiv sein. 44 Prozent Rabatt auf den elektrischen Dacia Spring? 34 Prozent auf einen Mazda MX-30 oder 26 Prozent auf ein sogenanntes Premiummodell wie den BMW iX3? Reicht uns nicht. Da muss mehr kommen.
Es könnte vielleicht, wir verstehen ja nicht viel von der Sache, eine Rolle spielen, dass viele E-Autos auch mit Rabatt noch alles andere als günstig sind (von Ausnahmen abgesehen), dass sie zudem gerade in der zwar kurzen, aber heftigen kalten Jahreszeit bei den Reichweiten, respektive beim Verbrauch, noch mehr enttäuschen als im Hochsommer, dass längere Reisen entgegen einzelner Jubelberichte eben kein Spaß sind und dass das mit dem billigen Tanken und den geringen Unterhaltskosten auch nicht immer so ganz stimmt.
So lasen wir diese Woche, dass durch die hohen Reparaturkosten, die ein E-Auto im Schadensfall verursacht, die Versicherungsprämien in der Vollkasko schon teilweise auf dem Niveau eines Verbrenners liegen – oder sogar darüber. So liefert man weitere Argumente gegen die E-Mobilität und die Ziele der Bundesregierung in Sachen Zulassungen von E-Autos – wir wollen Sie hier nicht wieder nennen, es ist einfach zu traurig – rücken in noch weitere Ferne.
Auf der anderen Seite, auch eine Zahl aus dieser Woche, hat sich die Zahl der Pkw in der EU innerhalb von nur drei Jahren um etwa 20 Millionen Fahrzeuge erhöht. So ganz scheint das Ende der Individualmobilität einfach nicht beim Bürger anzukommen. Schon wieder diese sture Verweigerung: Dabei sollten wir doch zumindest in Deutschland alle die Bahn und den Öffentlichen Nahverkehr nutzen, den es nur leider auf dem Land kaum gibt, dessen Züge, Bahnen und Busse ständig zu spät kommen, wenn sie nicht durch Streiks völlig ausfallen, und dessen Reisekomfort speziell im Winter (Achtung: Viren!) sowieso zu wünschen übriglässt. So wenig wie 44 Prozent Rabatt beim Neuwagen hilft unter solchen Voraussetzungen übrigens auch das 49-Euro-Ticket. Es hilft nur überwiegend denen, die den ÖPNV sowieso schon nutzen.
Aber kommen wir zu schöneren Dingen, schließlich naht der Frühling in großen Schritten. Wir dürfen damit hoffen, dass die vereinigte Bauernschaft, um keinen ehrschädigenden Begriff zu gebrauchen, in wenigen Wochen besseres zu tun hat, als ständig die "Demokratie zu beschädigen". Wer allerdings glaubt, die dann hoffentlich wieder ihrer eigentlichen Funktion auf dem Feld zugeführten Trekker würden die Verkehrssituation auf Landstraßen und in Innenstädten entlasten liegt vermutlich falsch. Für jeden Trekker werden wahrscheinlich drei Reisemobile die Verkehrsadern verstopfen. Denn wenn wir uns in Deutschland auch kaum noch über etwas einigen können – ein vereinigtes Reiseland sind wir allen Kriegen, Inflationen und Verschwörungen zum Trotz. Schließlich muss alles raus – nicht nur die Autos auf den Parkplätzen der Industrie, sondern auch wir. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.